Die Kinder der Royals: Über den Modeeinfluss der neuen Stilvorbilder

Vor wenigen Monaten fieberte die ganze Welt der Geburt des ersten Kindes von Prinz Harry und Meghan entgegen. Selten zuvor wurden Geschlecht und Name eines Ungeborenen in der Öffentlichkeit so heiß diskutiert – auch nicht bei Royal Kids. Gerät er nach seinem Cousin und seiner Cousine, dürfte Archie Harrison Mountbatten-Windsor bald zu einem der gefragtesten Mode-Influencer für Kinder weltweit werden. 

Wir spulen einige Jahre zurück. Als Kate Middleton im Mai 2015 das Krankenhaus St. Mary’s in Paddington verließ, hatte sie ihre kleine Tochter Charlotte in feines weißes Tuch gewickelt. Innerhalb kürzester Zeit, nachdem Kate und William ihre Tochter der Öffentlichkeit präsentiert hatten, kam eine Flut mit Anfragen nach ebenjenem Tuch über den Palast herein. Eltern auf der ganzen Welt wollten genau dieses Stück Stoff für ihr eigenes Kind – oder zumindest eine ähnliche Variante. Die Website des Herstellers, die in Nottingham ansässige Firma G. H. Hurt & Son, wurde nur wenige Stunden nach Bekanntgabe der Marke durch den Besucheransturm aus dem In- und Ausland völlig lahmgelegt.

Prinzessin Charlotte als Influencerin

Das sollte erst der Anfang sein: Jedes Mal wenn die kleine Prinzessin von Cambridge danach in den Medien zu sehen war, gab es einen regelrechten Hype um ihr Outfit. Die britischen Tageszeitungen sprachen bereits von einem „Princess Charlotte Effect“. Gemeint war ein wirtschaftlicher Impuls, den die nur wenige Monate alte Charlotte auf die gesamte Modebranche ausübte – ein Segen für alle Brands, mit denen sich der britische royale Nachwuchs schmückt. Denn entscheidet sich Mama Kate für eine Marke, die ihre kleine Tochter tragen soll, hat dies sehr großen Einfluss sowohl auf das Image als auch auf die Abverkaufszahlen des Labels.
Zu Charlottes oder, genauer genommen, zu Kates Modefavoriten gehört auch das spanische Label „M&H“. Bevor die kleine Charlotte eines der spanischen Blumenkleider trug, verfügte die Marke über nur fünf Geschäfte in ganz Spanien. Nach dem öffentlichen Auftritt der kleinen Prinzessin waren sämtliche Blumenkleider ausverkauft – man entschied sich bei M&H dafür zu expandieren und erweiterte den Onlineversand auf ganz Europa und schließlich auch auf die USA. Ein lukratives Geschäft. Und nur ein Beispiel von vielen. 

Kürzlich machte ein Bild der Prinzessin die Runde, auf dem sie rosafarbene Schuhe für den Skiurlaub mit der Familie trug. Daraufhin verzeichnete der Onlinehändler My1styears.com, der ein ähnliches Modell im Sortiment führte, eine 97-prozentige Umsatzsteigerung. Für einen Großteil der Eltern muss es dabei nicht zwingend das exakt gleiche Produkt sein. Auch Mode, Accessoires und Schuhe in royaler Optik werden immer häufiger geklickt und schließlich auch gekauft. Die Verkaufsschlager: blassrosa Strickjacken, Blumenkleider und feine Lederschuhe.

Traditionelle Mode für Kinder aus dem Königshaus

Wie die Schwester, so der Bruder: Prinz George steht in Sachen Modeeinfluss seiner Schwester in nichts nach. Mit kurzen Hosen, Kniestrümpfen und klassischen Hemden gilt der erste Sohn von Kate und William als Spitzenreiter der royalen Influencer. Eines ist bei seinen Outfits allerdings besonders auffällig: Ob Sommer oder Winter, ob Regen oder Sonne, Prinz George trägt zu sämtlichen Anlässen nur kurze Hosen – und diese meist in Dunkelblau. Ein Faible seiner modebewussten Mama Kate? Nein. Hinter dem strikten Modediktat steht eine eiserne Tradition. Jungen aus privilegierten Häusern tragen kurze Hosen, bis sie acht Jahre alt sind. Auch Großvater und Thronfolger Charles trugen die luftigen Shorts zu allen Jahreszeiten, ebenso Vater William. Ob diese Tradition in England oder dem Rest der Welt zum Trend wird, sei dahingestellt.

Kleidungsstücke sind nach Veröffentlichungen ausverkauft

Der Stil des bald Sechsjährigen wird jedoch kopiert und nachgeahmt wie jener großer Fashion-Blogger. Als der kleine Prinz von Cambridge an seinem ersten Geburtstag das Naturhistorische Museum in London besuchte trug er eine gestreifte Latzhose des französischen Labels „Petit Bateau“. Diese war anschließend innerhalb weniger Stunden sowohl online als auch in den Geschäften ausverkauft. Das Überraschende: Der Paparazzi-Schnappschuss war in den Zeitungen offiziell noch gar nicht abgedruckt worden, sondern kursierte lediglich im Internet. Auch eines seiner ersten Weihnachtsoutfits – ein kleiner Pullunder von Cath Kidston – löste einen regelrechten Sturm von Müttern auf die englischen Kindermodegeschäfte aus. Dabei war das Modell, das der kleine George auf den Stufen des Kensington Palace trug, very last season. Die Konsequenz: Cath Kidston nahm das beliebte Stück aus der vergangenen Saison wieder ins Sortiment. Und kann sich wahrscheinlich noch heute an dem Kassenschlager und der anhaltenden Nachfrage erfreuen.

Weltweiter Einfluss der Royal Kids

Nicht nur in Großbritannien oder Deutschland, sondern besonders auch in den USA ist der Stil der kleinen Königskinder gefragter denn je. Als George vor einiger Zeit mit seinen Eltern nach Neuseeland reiste, trug er ein Paar Hosen mit einem kindlich verspielten Segelbootmuster der Marke „Rachel Riley“. Das Label meldet noch heute Massen an Bestellungen. Womöglich stehen sämtliche Bermudas, die George jemals trug und tragen wird, auf unendlich langen Wartelisten. Übrigens: Laut Prognosen soll der Kinderbekleidungsmarkt in Großbritannien in den nächsten fünf Jahren um rund 13,2 Prozent wachsen – auf ganze 6,1 Milliarden britische Pfund.

Und der kleine Archie Harrison Mountbatten-Windsor? Nachdem bereits seine Mutter Meghan Markle als Stilikone gilt, bleibt mit Spannung zu beobachten, wie es Archie ergehen wird. Doch bei der ersten öffentlichen Vorstellung des Nachwuchses waren es weder Meghan noch Archie, die aufgrund ihres Outfits im Mittelpunkt standen. Wild diskutiert wurde vielmehr die Bedeutung der beiden Armbänder von Prinz Harry. Der silberne Armreif, den Harry bereits seit dem Tod seiner Mutter Lady Di 1997 trägt, stammt von einer Afrikareise, die Harry mit seinem Vater Charles und Bruder William zur Ablenkung von der Tragödie unternahm. Das zweite Armband dagegen ist deutlich neuer und legerer. Das Stoffband mit aufgezogenen Kugeln soll die Liebe zwischen Harry und Meghan symbolisieren. Zu besonderen Anlässen wie der Hochzeit seiner Cousine, Prinzessin Eugenie, oder zur Vorstellung seines Sohnes Archie wählte Harry das dezente Armband. Wir sind gespannt, wie sich dieses kleine Accessoire nun auf die Modewelt auswirken wird.

Royal Baby Archie

Doch was genau macht den Stil der Royal Kids so anziehend? Womöglich ist es der Traum der Eltern von ihrem eigenen royalen Märchen. Etwas Magie im Alltag, die sich in der Mode manifestiert. Denn welches Kind verkleidet sich nicht gerne als Prinz oder Prinzessin?

Ihr interessiert euch für das britische Königshaus? Dann lest hier unseren Bericht über das Norland College, wo die Nannys der Royals ausgebildet werden.

Fotos: Getty Images