Schulen in anderen Ländern – So unterschiedlich wird gelernt!

Was machen Schulen in anderen Ländern anders? So unterschiedlich wie Kinder selbst sind die Bildungskonzepte und -systeme, nach denen Schüler weltweit unterrichtet werden. Das Spektrum reicht von Grundkenntnissen wie Lesen und Rechnen bis hin zur Förderung akademischer Fähigkeiten.

Wer es sich leisten kann, steckt Kapital in die Bildung des Nachwuchses. Angesichts der Verpflichtung zum Schulbesuch und des Wegfalls staatlicher Schulgebühren kann im europäischen Raum kaum geklagt werden. Ganz im Gegenteil: Die Skandinavier behaupten sich in Sachen Digital Learning seit Jahrzehnten auf den ersten Plätzen. Gelernt wird mit PC, Tablet und Co., während es in Ländern auf anderen Kontinenten bereits an der Kreide oder an qualifiziertem Personal mangelt. Die internationale Perspektive macht deutlich, dass Deutschland gar nicht so schlecht dasteht – trotz gravierender Unterschiede beim PISA-Vergleich der Bundesländer.

Afrika – Diversität innerhalb des Kontinent

Das Bildungssystem in Afrika ist von großer Ungleichheit gekennzeichnet, differenziert man zwischen den afrikanischen Staaten im Einzelnen.

Schule im Senegal

Vergleichen wir einmal den Senegal und Südafrika. Bedingt durch die Kolonialzeit existiert im westafrikanischen Staat Senegal noch heute – knapp 60 Jahre nach seiner Unabhängigkeit – das französische Schulsystem. Das bedeutet: Kinder besuchen sechs Jahre lang die Grundschule, auf die ein weiterführendes System folgt. Hier wird nicht – anders als etwa in Deutschland – nach Leistung unterschieden, sondern lediglich nach Zweigen. So können die Schüler sich zwischen „akademisch“ und „technisch“ entscheiden.

Trotz augenscheinlich geregelter Strukturen weist der Senegal noch heute mit durchschnittlich 45 Prozent eine der höchsten Analphabetenraten auf – bei den Männern sind es 31 Prozent, bei den Frauen 56 Prozent. Erschreckende Zahlen, die durch einen erschwerten Zugang zur Bildung zustande kommen. Auf die hohe Bevölkerungsdichte kommen deutlich zu wenige Schuleinrichtungen, vor allem auf dem Lande. Zudem wird in den meisten Schulen auf Französisch unterrichtet, obwohl nur zehn Prozent der senegalesischen Kinder diese Sprache beherrschen. Folglich gibt es eine hohe Rate an Schulabbrechern.

Ein Klassenzimmer in Ziguinchor, Senegal | Foto: Gettyimages

Schule in Südafrika

Ein krasser Gegensatz dazu ist das Schulsystem im Süden des Kontinents. Südafrika war in den letzten Jahrhunderten zahlreichen Fremdherrschaften unterworfen. Die wohl größten und prägendsten Einflüsse als Kolonialmächte hatten die Niederlande und Großbritannien.
Die Oberschulen von der siebten bis zur zwölften Klasse werden als sogenannte Highschools bezeichnet. Zu Zeiten der „Bantu Education“ in den 1950er-Jahren wurde klar zwischen weißer und schwarzer Bildung unterschieden. So erhielten schwarze Kinder lediglich den Zugang zu Grundkenntnissen wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Eine Vergangenheit, die noch heute zu spüren ist. Die größten Probleme des Bildungssystems rühren in Südafrika allerdings von einem Mangel an staatlichen Mitteln und an qualifiziertem Personal her. Viele Eltern schicken ihre Kinder daher auf Privatschulen, Einrichtungen, die einen deutlich größeren Bildungsfortschritt erzielen als die meisten staatlichen Schulen in Südafrika. Das fatale Resultat: Der Bildungsstatus der Kinder ist unwiderruflich an den Wohlstand der Eltern gekoppelt.

China – Die Zukunft heißt E-Learning

An der Tafel lernt in China kaum noch ein Kind | Foto: Gettyimages

Spitzenreiter China: Ungeschlagen ist Schanghai hinsichtlich der PISA-Erfolge. Die Schüler und Schülerinnen begeistern Lehrkräfte rund um den Globus mit exzellenten Ergebnissen in Fächern wie Mathe und Naturwissenschaften. Schanghai stellt enorme Mittel für Ausstattung und Bildungsequipment zur Verfügung. Zudem versucht die bildungsorientierte Regierung Chinas, auch Kindern in ländlicheren Regionen Zugang zum Schulsystem zu ermöglichen, auch durch E-Learning-Kurse. So können Kinder und junge Studenten Kurse von zu Hause aus belegen – vorausgesetzt, der Internetzugang funktioniert. E-Sport ersetzt regulären Sportunterricht? Realität ist dies in der chinesischen Lanxiang Technical School geworden. Dort werden verschiedenste E-Sport-Kurse angeboten. Nach dem Einstiegsjahr folgt eine thematische Einteilung der Schüler, wobei der ein oder andere Hobbyzocker sogar zum Profi-E-Gamer ausgebildet werden kann. Auf dem Lehrplan stehen dann Konzepte wie Overwatch oder PlayerUnknown’s Battlegrounds, die den feinmotorischen Fähigkeiten ihrer kleinen Spieler einiges abverlangen. Darüber hinaus sind auch Zweige wie Management, Coaching oder Promotion förderbar.

Indonesien – Bildung ist Luxus

Unfassbar, aber erst seit rund 42 Jahren werden an indonesischen Grundschulen keine Schulgebühren mehr erhoben. Ja, wir sprechen nicht etwa von Hochschulen, sondern von der primären Bildungsstufe. Trotz existierender Schulpflicht besuchen rund 20 Prozent der indonesischen Kinder im Schulalter keine Bildungseinrichtung. Der Grund dafür liegt bei fehlenden Mitteln für Lernmaterialien und Uniformen, für die ebenfalls Geld aufgebracht werden muss. Viele Kinder müssen bereits in jungen Jahren arbeiten und die Familie finanziell unterstützen – das reicht bis in die Mittelschicht hinein. Das führt dazu, dass viele Kinder nur kurze Zeit zur Schule gehen und die Quote der Schulabbrecher sehr hoch ist. Der Anteil der Schüler, die regelmäßig die Schule besuchen, liegt in bevölkerungsreichen Städten wie Jakarta oder Yogyakarta um die neunzig Prozent, während in ländlichen Regionen im Süden nur rund sechzig Prozent der Kinder eine Schule besuchen. Ihre Familien können sich den Luxus Bildung einfach nicht leisten.

Schweden – Vorreiter der digitalen Schule

Eines der fortschrittlichsten Länder Europas hält Schritt mit den ganz Großen. Das Schulsystem der Schweden muss keinen Vergleich scheuen, weder in Europa selbst noch weltweit. Die technikaffine Nation eröffnet den Kindern so früh wie möglich den Zugang zur digitalen Welt. Mit Kursen wie „Programmierung“ und „Digitales Wissen“ nehmen schwedische Schüler es mit dem internationalen Wettbewerb auf. Um Kinder auf die digitale Welt vorzubereiten, braucht es qualifiziertes Personal wie IT-Profis und Programmierer. Kein leichtes Unterfangen, entwickeln sich Technologien doch schneller weiter als manch ambitionierte ITler.

Fit für die Zukunft | Foto: Gettyimages

Um langfristig Erfolge zu erzielen, muss sich das Digitalisierungsprogramm durch alle Fächer und Bereiche ziehen. Mit seinem breiten Zugang zu schnellem Internet zählt Schweden übrigens zu den besten digitalen Ökosystemen der Welt. Genauer: Im „Networked Readiness Index“ des Weltwirtschaftsforums, einer globalen Liste für den internationalen Digitalisierungsstand, liegt es auf Platz 3 (Deutschland auf Platz 15). Konkret bedeutet das neue Digitalisierungsprogramm an den Schulen: auf Tablets Aufsätze recherchieren und verfassen, Bücher grafisch gestalten oder eigene Onlinebibliotheken erstellen, in denen 24/7 ohne Unterbrechung gelernt und gefördert werden kann. Auch Schulungen in Sachen Social Media werden den Jüngsten geboten, um so früh wie möglich mit Shitstorms, Bild- und Persönlichkeitsrechten umgehen zu können. Auf YouTube wiederum können Schüler Präsentationen und Podcasts teilen, vergleichbar der Innovationskonferenz „Technology, Entertainment, Design“ (TED).

USA – Förderung nach Neigung

Foto: Gettyimages

So unterschiedlich wie das Rechtssystem ist auch das Schulsystem in den einzelnen Bundesstaaten der USA. Vom Wohnsitz abhängig ist nicht nur die Dauer der Schullaufbahn, sondern auch das Eintrittsalter in die diversen Schulstufen. In der primären Stufe, der sogenannten Elementary School, werden erstmals Zensuren vergeben, doch nicht wie im deutschen System gängig nach Ziffern, sondern nach Buchstaben. Bei den weiterführenden Schulen wird zwischen der „Middle School“ und der „Junior High“ unterschieden. Hier wird nicht nach Leistung differenziert, sondern nach Förderungskonzept. Schülern der „Middle School“ wird ein sozial orientierter Lehrplan geboten und die Arbeit im Team besonders gefördert. In der „Junior High“ hingegen stehen Leistung und akademische Förderung im Vordergrund.
Beide Zweige erhalten einen gleichberechtigten Zugang zur Highschool, die wiederum mit einer deutschen Gesamtschule vergleichbar ist. Sie beginnt mit der Jahrgangsstufe 9 oder 10 (je nach Schule) und endet mit dem 12. Schuljahr.