Kinoflop: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle

Eine tolle Geschichte, ein schönes Setting – nur leider den Eintritt nicht wert. Darum lohnt es sich nicht “Die fantastische Reise des Dr. Dolittle” im Kino anzusehen.

Die Geschichte in Kurzversion

Dr. Dolittle lebt in einem wunderschönen Park in einem wunderschönenen Haus verborgen hinter dicken Mauern. Seine Gefährten sind ausnahmslos Tiere, denn seit seine Frau Lily bei einer Expeditionsreise ums Leben kam, wagt sich der Doktor nicht mehr unter seinesgleichen. Er hat sich zurück gezogen, praktiziert nicht mehr und ist zum Zyniker geworden.

Dr. Doolittles wundersame Reise
Sein oder Nichtsein – Dr. Doolittle macht sich auf die Suche nach einer wundersamen, heilenden Frucht @upi

Doch eines Tages stehen gleich zwei Kinder vor der Haustür des Einsiedlers: Stubbins, der aus Versehen ein Eichhörnchen angeschossen hat und Rosie, die Vertraute der englischen Königin. Beide brauchen die Hilfe von Dr. Dolittle – der sich nur schwer überreden lässt.

Schließlich jedoch rettet er das Eichhörnchen, fährt mit in den Palast nur um festzustellen, dass die Königin vergiftet wurde. Einzig die Frucht des Edenbaums kann sie retten. Also wird Dolittle losgeschickt, diese Frucht zu holen. Mit dabei sind seine tierischen Freunde und Stubbins, den der Doktor nach langem Hin und Her als Assistent akzeptiert.

Eine Traumvorlage – was ist aus ihr geworden?

Ach, was hätte man aus der Vorlage machen können! Eigentlich ist alles da: Eine erprobt-schöne Geschichte (erschienen vor hundert Jahren von Hugh Lofting), ein märchenhaftes Setting in einem verwunschenen Garten und auf einer magischen Insel, ein tragischer Held, lustige Tiercharaktere wie der Eisbär, der immer friert oder der Gorilla, der sehr schüchtern ist, ein hübsches Mädchen, eine Prinzessin, die gerettet werden muss, ein tapferer kleiner Junge…

Doch die Geschichte rund um den neuen Dr. Doolittle holpert von Kalauer zu Kalauer und wirkt von Anfang bis Ende seltsam zusammen gestückelt.

Wer sich ein wenig in die Hintergründe einliest, der kann sich auch erklären, warum. Der Film sollte schon im Frühjahr 2019 in die Kinos kommen, wurde dann aber verschoben. Zudem holte man zwei neue Regisseure mit denen mehr als zwei Wochen nachgedreht wurde, was nichts Gutes verheißt.

Robert Downey Jr., der in seinen Filmrollen gerne den selbstverliebten Helden gibt, präsentiert als Dr. Doolittle eine abgewandelte Version von seinen Paradefiguren “Iron Man” und “Sherlock Holmes”, die in diesem Fall aber nicht richtig amüsant und auch nicht glaubhaft ist. Immer wieder beschleicht einen das Gefühl, der Filmstar hatte keine richtige Lust auf die Rolle, so seelenlos wie er sie spielt.

Nicht einmal mit dem lustigen Eisbär oder dem schüchternen Gorilla wird man als Zuschauer wirklich warm, dazu bleiben ihre Charaktere im Film zu unausgereift und oberflächlich. Vielleicht hätte man sich an das alte Disney-Prinzip erinnern sollen, dass jeder Zuschauer sich mit einer bestimmten Figur identifizieren und mit ihr mitfühlen kann. In “Dr. Dolittle” fühlen Kinobesucher leider gar nichts.

Dr. Doolittle
Mit Hilfe der schlauen Tiere kann die Königin vielleicht gerettet werden. @upi

Die Schiffsreise von Dr. Dolittle über den Ozean auf der Suche nach der rettenden Frucht ist so langweilig, wie eine Flusskreuzfahrt mit einer Seniorentruppe. Zwar wird Doolittle von seinem Widersacher Dr. Blair Müdfly (Michael Sheen) in einem Kriegsschiff verfolgt und ruft einige Wale zu Hilfe, doch auch in dieser Szene will weder Spannung noch Stimmung aufkommen. Die Gags bleiben lahm, die Freundschaftsbekundungen der Geretteten oberflächlich, der Funke will einfach nicht überspringen.

Auf der Insel mit dem magischen Baum wartet schließlich ein Drache mit Verstopfung auf die Freunde – und leider als Showdown der dämlichste Furzwitz den die jüngere Filmgeschichte je gesehen hat.

Dr. Doolittle
Zusammen mit seinen Freunden macht sich Dr. Doolittle auf den Weg zu einer geheimnisvollen Insel. @upi

Darum solltet ihr den Film NICHT sehen

Wenn in der Nachmittagsvorstellung Dutzende von kleinen Zuschauern kaum einmal lachen, wenn das eigene Kind eine halbe Stunde vor Schluß ständig fragt “Wie lange dauert der Film denn noch, Mama?!”, wenn es im Saal in keiner Szene vor Spannung mal ganz still wird oder heimlich ein kleines Taschentuch zum Einsatz kommt, dann ist das ein sicheres Zeichen für ein filmisches Totalversagen. Wirklich schade um die schöne Geschichte!

USA 2020, Regie: Stephen Gaghan u. a., mit Robert Downey Jr., Antonio Banderas, Michael Sheen

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Bilder: UIP